Herzschrittmacher

Herzrhythmusstörungen

Das Herz schlägt normalerweise in der Geschwindigkeit, die der Sinusknoten im rechten Vorhof vorgibt. Dazu wird dieser Impuls auf die Herzkammer übergeleitet. Die Überleitung kann auf Grund verschiedener Ursachen gestört sein. In diesem Fall schlägt das Herz nur mit einem Rhythmus, der deutlich langsamer ist, als der ursprünglich vom Sinusknoten vorgegeben wird. Wenn im Kindes- oder Jugendalter ein Herzschrittmacher eingepflanzt werden muß, ist in der Regel die eigene Herzschlagfolge (die Herzfrequenz) zu langsam oder zu unregelmäßig. Solche langsamen Herzrhythmusstörungen sind meist Folge von Operationen am Herzen bei angeborenen Herzfehlbildungen.

Sehr selten treten auch im Kindes- und Jugendalter langsame Herzrhythmusstörungen ohne begleitenden Herzfehler auf (z. B. angeborener Herzblock) oder können bedingt sein durch eine erworbene Entzündung des Herzmuskels.

Herzschrittmacher-Therapie bei Kindern

Die verwendeten Herzschrittmacher sind sogenannte »Bedarfs-Schrittmacher«. Das heißt, der Herzschrittmacher wird nur dann aktiv, wenn die eigene Herzfrequenz unter einen im Schrittmacher programmierten Wert absinkt. Wenn die eigene Herzfrequenz ausreichend schnell ist, verhält sich der Herzschrittmacher passiv und registriert die spontanen Herzaktionen. Fällt die spontane Herzfrequenz dann wieder unter die minimal programmierte Stimulationsfrequenz, gibt der Herzschrittmacher kleine elektrische Impulse in regelmäßigen Abständen an den Herzmuskel ab. Die elektrischen Impulse werden von den Patienten nicht wahrgenommen. Es ist also ein ständiger Wechsel von spontanem Herzschlag und vom Herzschrittmacher stimuliertem Herzschlag möglich, ohne daß der Herzschrittmacherträger etwas davon spürt.

Alle heute verwendeten Schrittmachersysteme können über einen Bewegungssensor die körperliche Aktivität registrieren und bei Bedarf einen der körperlichen Belastung entsprechenden, schnelleren Herzschlag anregen (Frequenzanpassung).

Die Verbindung zum Herzen

Auf dem Röntgenbild erkennt man den Herzschrittmacher und die zum Herzen führenden Elektroden
Auf dem Röntgenbild erkennt man den Herzschrittmacher und die zum Herzen führenden Elektroden

Das Schrittmacherbatteriegehäuse befindet sich normalerweise in einer Muskeltasche im Oberbauch. Vom Schrittmacherbatteriegehäuse verläuft tief unter der Haut ein Kabel (die Schrittmacherelektrode) zum Herzmuskel (selten ein zweites). Der Elektrodenkopf ist entweder auf das Herz aufgenäht (epikardial) oder mit einem Gewinde in den Herzmuskel eingeschraubt (myokardial).

Nur selten im Kindesalter, häufiger im Jugendalter und im Erwachsenenalter fast ausschließlich wird die Schrittmacherelektrode über die große Vene, die unterhalb des Schlüsselbeines verläuft, in die rechte Herzkammer hinein plaziert (transvenös). Der Elektrodenkopf wird dort entweder mit kleinen Widerhaken oder mit einem schmalen Schraubgewinde an der Innenwand der rechten Herzkammer fixiert (endokardial). Das Schrittmacherbatteriegehäuse befindet sich in diesen Fällen rechts oder links unterhalb des Schlüsselbeins in einer Muskeltasche.

Störquellen im Alltag

Unabhängig vom Herzschrittmacher dürfen sich die Patienten uneingeschränkt körperlich belasten – es sei denn, es ist aus anderen Gründen eine Beschränkung auferlegt worden. Stumpfe und scharfe Gewalteinwirkung im Bereich des Schrittmacherbatteriegehäuses, sei es durch Sturz aus mehr als ein Meter Höhe, schwere Schlageinwirkung oder Geräteturnen im Schulsport, kann zu Störungen der Schrittmacher- oder der Elektrodenfunktion führen und muß deshalb vermieden werden. Im Zweifelsfall sollte die Schrittmacherfunktion im zuständigen Herzzentrum überprüft werden.


Schrittmacher-
Warnsymbol

Zu Störungen der Schrittmacherfunktion und/oder Auslösung von schweren Herzrhythmusstörungen können starke elektromagnetische Felder führen, beispielsweise:

• Mobilfunktelefon [C- und D-Netz],
• Diebstahlüberwachungssystem,
• Sicherheitsanlage (Schranken schnell durchschreiten),
• Waffensuchgerät (Schrittmacherausweis vorzeigen),
• Magnet in Lautsprecherboxen,
• Mikrowellenherd,
• Rasierapparat mit Schwinganker,
• Sensortasten an Fernsehgeräten,
• Elektro-Schweißgerät,
• Elektro-Stahlofen.

In der Regel ist ein Sicherheitsabstand von 25 Zentimeter ausreichend, der Schrittmacher nimmt nach Entfernung der Störquelle in der Regel seine normale Funktion wieder auf.

Störquellen beim Arzt und in der Klinik

Immer sofort den Schrittmacherausweis vorzeigen

Operationen nur dort durchführen lassen, wo eine Überprüfung der Schrittmacherfunktion gewährleistet werden kann (niemals unipolaren Elektrokauter verwenden)

Bei Physiotherapieverfahren (Hochfrequenz-Wärme-Therapie, Kurzwellentherapie):
Die Schrittmacherreaktion ist unvorhersehbar!
Empfehlung:
unmittelbare Schrittmacher- und Elektrodenumgebung meiden Schrittmacherbetrieb unmittelbar nach der Behandlung überprüfen

Kernspintomographien sind nur in Anwesenheit des zuständigen Kardiologen zulässig und nur dann durchzuführen, wenn absolut notwendig und durch keine andere diagnostische Maßnahme ersetzbar

Zitat aus einem Patientenbuch der Deutschen Herzstiftung e.V.: »Die einzigen realen Möglichkeiten, einen Schrittmacher durch Einwirkung von außen zu zerstören, befinden sich glücklicherweise in der Hand des Arztes, so daß kaum die Wahrscheinlichkeit besteht, zufällig in den Bereich einer so gefährlichen Einwirkung zu kommen.«

Routine-Kontrolle der Schrittmacherfunktion

Die Überprüfung der Schrittmacherfunktion umfaßt die Ableitung eines normalen EKGs oder auch die eines Langzeit-EKGs und die Kontrolle mit Hilfe spezieller Schrittmachertestgeräte, welche herstellerspezifisch eine Kommunikation mit dem Schrittmacher ermöglichen.

Unmittelbar nach der Erstimplantation sind meist einige kurzfristige Kontrolluntersuchungen notwendig, um während der Einheilungsphase die minimal notwendige und doch ausreichend sichere Stromabgabe des Schrittmachers zu ermitteln, die eine im Bedarfsfall sichere Stimulation des Herzens gewährleistet (Reizschwellentest).

Nach der Einheilungsphase (etwa nach 3-4 Monaten) sind in der Regel Kontrolluntersuchungen in Abständen von 6-12 Monaten ausreichend. Bei diesen Schrittmacherkontrollen geht es, neben der für das subjektive Wohlempfinden optimalen Frequenzprogrammierung, immer wieder um den Reizschwellentest und die Frage, ob es Zeichen einer Batterieerschöpfung gibt.

Bestimmte Medikamente zur Beeinflussung des Herzrhythmus und manche Erkrankungen können einen ungünstigen Einfluß auf die Reizschwelle haben. Fragen Sie bitte Ihren zuständigen Arzt nach weiteren Details.

Die Lebensdauer oder Laufzeit der Schrittmacherbatterie hängt davon ab, wie oft der Schrittmacher das Herz stimulieren muß und wieviel Energie pro Herzschlag dafür benötigt wird. Stark verallgemeinernd liegt die Laufzeit der Schrittmacherbatterien im Bereich von mehreren Jahren. Wegen der ausgeprägten individuellen Besonderheiten und Schwankungsbreite ist hier eine genauere Angabe nicht möglich. Bitte fragen Sie Ihren Arzt, in welchem Rahmen sich die individuelle Laufzeit der Schrittmacherbatterie in Ihrem Fall bewegt.

Wenn sich zeigt, daß das Ende der Batterielaufzeit abzusehen ist, sind erneut kurzfristigere Kontrolluntersuchungen notwendig.

Sollte sich bei einer Routinekontrolle ergeben, daß die Kriterien zum Austausch der Schrittmacherbatterie erfüllt sind, muß der operative Batteriewechsel unverzüglich (innerhalb weniger Tage bis Wochen) geplant werden.

Bitte führen Sie den Schrittmacherausweis stets mit sich, insbesondere bei jeder Kontrolluntersuchung, damit die Testwerte und etwaige Änderungen der Schrittmacherprogrammierung dort auch dokumentiert werden können.

Definition der Schrittmacherprogrammierung

Die Schrittmacherprogrammierung wird in einem internationalen Buchstabencode angegeben.

Beispiel: Ein Schrittmacher mit VVI-Programmierung stimuliert den Ventrikel, kann Ventrikel-Aktionen wahrnehmen und inhibiert (stimuliert nicht) nach einer Wahrnehmung.
(Die Erläuterung zu den Buchstaben findet sich weiter unten)

1. Position
2. Position
3. Position
4. Position
5. Position
Ort der Stimulation
Ort der Wahrnehmung
Art der Reaktion
Programmier-barkeit
Anti-tachykardie-funktionen
00000
AATPP
VVIMS
DDDCD
SS R 

5. Position:
P Antitachyarrhythmische Stimulation
S Schock
D Dual (P+S)

Magnetfrequenz = Betriebsart A00/V00/D00

Internationaler Schrittmachercode (NBG = NASPE-BPEG-Generic-Code):

V Ventrikel (Herzkammer)
A Atrium (Herzvorhof)
I Inhibition (Impulsunterdrückung nach Wahrnehmung)
T getriggert (Impulsantwort, stimuliert nach Wahrnehmung)
D Dual (Ventrikel und Atrium, inhibiert und getriggert)
S Single chamber (Ventrikel oder Atrium)
0 keine Steuerung (nicht inhibiert, nicht getriggert)
R Rate modulation (Frequenzanpassung)
P einfach programmierbar
M Multiprogrammierbar
C Communication (Dialogverkehr beim Programmieren)

Herzlichen Dank für die Zusammenstellung der Informationen an:
Dr. Christoph Irtel von Brenndorff
Spezialambulanz für Pädiatrische Kardiologie
Klinikum Mittelbaden gGmbh
Balger Straße 50
76532 Baden-Baden
Tel. 07221 – 91 2602
Fax 07221 – 9142 912610
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